Open Mic and Stage at Betty's Black Pearl
Ein Abend mit offener Bühne in Betty's Black Pearl im Bremer Schnoor
Der Tag fing mit Wind an. Die Fahrt von Worpswede nach Bremen mit dem Fahrrad verlangte mir einiges ab, da der Wind heute sehr stark - und vor allem aus Südwest wehte; also genau von vorne. Zum Glück hatte ich ein Wechsel-T-Shirt mit und so konnte ich mich dann nach getaner Arbeit mit meinem guten Freund Kolja auf den Weg in den Schnoor machen.
Die Veranstaltung sollte um 19:30 Uhr losgehen und so trudelten wir, ein Wegbrötchen kauend, vor der "Black Pearl" ein. Während uns der bärtige Wirt bereits heranwinkte (er hatte meine Gitarre gesehen), kam uns ein weiterer Musiker entgegen, der ebenfalls eine Gitarrentasche trug. Er sei letzte Woche schon allein als Songwriter in Betty's Black Pearl aufgetreten, er wolle aber ein bisschen rockiger werden und habe sich daher ein paar Leute für eine Band zusammengesucht.
In der Bar bestellten wir dann das Bier des Monats, ein kenianisches "Tusker". Als die Bühne dann eröffnet wurde, traute sich keiner so recht den Anfang zu machen, daher wurde mehr oder weniger der Gitarrist, der uns vorher schon entgegengekommen war, überredet, mit seiner Band den Opener zu machen. Und das gelang auch gut. Ich hatte vorher den Vergleich mit einer Tiefkühlpizza und einem nicht vorgeheizten Ofen gemacht: Kann man machen, aber dauert dann halt länger. So ist das bei einem Abend wie diesem auch - und so war es gut, dass das Publikum von einer Band angeheizt wurde, die zu dritt und mit standesgemäßer Instrumentierung eine gute Grundlage geschaffen hat.
Danach ging wieder die Frage durch den Raum: "Wer will denn als Nächstes?". Wieder zögerten viele. Es meldete sich dann eine Sängerin, die deutschen Pop gesungen hat und dabei von einer Pianistin am Keyboard begleitet wurde. Zunächst zwei eigene Stücke, danach ein Cover. Da die beiden Stücke von ihr recht nachdenklich waren, dachte ich, das könne ganz gut passen und ich meldete mich als nächster.
Die Bühne in der Pearl ist relativ stark abgesetzt vom restlichen Raum. Das ist gut für eine Band mit voller Besetzung, aber alleine wirkt man da oben relativ verloren. Da die Sängerin und ihre Keyboarderin auch im Raum gespielt hatten, fragte ich kurzerhand, ob ich nicht auch vorne spielen könne und das tat ich dann auch.
Bis die Gitarre verkabelt war, hatte ich noch nicht entschieden, welche Stücke ich spielen würde. Bis zu drei Songs sind erlaubt. Ich wollte mit etwas starten, in dem ich sicher war, also begann ich mit "Durch Scherben", den ich schon vor so langer Zeit geschrieben habe, dass ich ihn wohl auch im Schlaf spielen könnte. Man merkte, dass dies eine gute Wahl war, denn zu Anfang war die Bar noch etwas unruhig. Diese Unruhe legte sich aber während des Liedes und ich ließ mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Der zweite Song war dann "Der erste Schritt", der sogar noch älter ist, aber durch die Zupfpassagen schwieriger und daher nicht als erster Song geeignet.
Den dritten Song "San Diego" kündigte ich dann als alten/neuen Song an, da ich den Anfang dazu bereits 2012 geschrieben, ihn aber erst dieses Jahr (2025) fertiggestellt habe. Er handelt von dem starken Kontrast im Westen der Vereinigten Staaten, wo neben Milliardenfirmen, Hollywood, Stars und Sternchen so viele Menschen obdachlos sind, dass es Straßen gibt, in denen abends reihenweise Schlafsäcke liegen. Das Lied fängt sehr ruhig an, aber steigert sich dann stark und war in meinen Augen ein guter Abschluss.
Nach mir trat eine Band auf, die klassische Rock-Songs von Kiss, Black Sabbath und Guns n Roses gecovert hat (wieder auf der Bühne). Im Anschluss bildete sich wieder eine kleine Pause, die von der Sängerin von vorher mit einem Schlager-Song gefüllt wurde. Danach sollte ein bisschen gejammed werden. Ein Schlagzeuger suchte einen Gitarristen. Ich bot mich an, ein anderer Gitarrist mit E-Gitarre war auch schon dazugekommen. Die Pianistin von eben spielte Bass. Leider kam meine Akustik-Gitarre auch mit Verstärkung kaum gegen die E-Gitarre und den Bass durch, so dass ich mich selbst nicht hören konnte und etwas unsicher improvisiert habe, um nicht komplett daneben zu liegen.
Leider war es dann auch schon kurz vor 11 Uhr, so dass wir uns auf den Heimweg machten - es lagen ja noch über 22 km Fahrradweg vor mir. Leider hatte der Wind mittlerweile nachgelassen, sonst wäre ich bestimmt weit vor Mitternacht zu Hause gewesen.
